In einem spektakulären Saisonauftakt verspielte der SC Paderborn in Halle eine 4:1 Führung, um letztlich nur einen Punkt mitzunehmen.
In Hinsicht auf den anstehenden Rückrundenstart werde ich drei auffällige Aspekte des Hinspiels erläutern, deren Entwicklung im Saisonverlauf skizzieren, sowie eine Prognose für das Rückspiel geben.
1. Problemzone Außenverteidiger
Das Hinspiel stand unfreiwillig im Zeichen der Außenverteidigerposition. Bereits im niederklassigen Jugendbereich werden die vermeintlich schlechtesten Spieler dort aufgestellt, da sie so angeblich am wenigsten Schaden anrichten können. Entsprechend ist das Image kein Wunder. Tatsächlich wird die Bedeutung der Spielfeldmitte im modernen Fußball immer größer, dennoch liegt zum Beispiel in Fünferketten eine größere Verantwortung beim Außenverteidiger.
Das Spiel zeigte vielfältig systematische Probleme von Außenverteidiger-Rollen, sowie deren Folgen, auf. Beide Mannschaften spielten mit im Spielaufbau linear aufrückenden AVs. Bei Halle fanden sich diese im Ballbesitz fast auf Höhe der Sturmreihe wieder, bei Ballverlust standen die Räume neben den Innenverteidigern gähnend leer. Paderborn konnte über Konter durch diese Räume die ersten beiden Tore einleiten.
Neben diesen, in abgeschwächter Form auftretenden Instabilitäten, zeigten sich bei Paderborn weitere Schwieigkeiten, gerade beim Zugriffstiming. Insbesondere Bertels verpasste auf der linken Seite oftmals die richtige Herangehensweise. In manchen Fällen rückte er zu früh, mit unpassender Intensität heraus, in anderen übte er gar keinen Druck aus (vgl. 2:4). Darüber hinaus gab es einige Unsauberkeiten beim Durchsichern des ballfernen AV, eine derart geöffnete Schnittstelle führte zum 3:4.
Entwicklung
Steffen Baumgart besetzte bereits nach dem ersten Saisonspiel beide AV-Positionen neu, und vor allem defensiver. Auf der rechten Seite übernahm der geschulte Innenverteidiger Boeder, links rückte Herzenbruch in die Mannschaft.
Gerade letzterer hat aus einer grundlegend tieferen Rolle ein überragendes Timing und Stellungsspiel im Pressing, wodurch seine Geschwindigkeitsdefizite (*hust* Diawusie *hust) selten auffallen. Boeder spielt defensiv grundsolide und zeigt sich mittlerweile offensiv extrem verbessert. Aus diesen Rollen ergibt sich meist eine assymetrische Aufstellung, welche die Stabilitätsprobleme bei Ballverlust vermindert.
Prognose
Herzenbruch und Boeder werden aufgrund Halles strategischerund personeller Ausrichtung kein Problem darstellen, von Boeder sind einige Offensivaktionen zu erwarten. Falls Halle sein System beibehält, ohne stärker abzusichern, ist eine Vorlage für Jimmy drin.
2. Lang Holz
Beide Teams zeigten im Hinspiel eine grundsätzliche Ausrichtung auf lange Bälle. Im Detail gestalteten sich diese allerdings als stark unterschiedlich.
Halle bildete bei Abstößen und bei freien Bällen in der Innenverteidigung einen engen Mittelfeldblock, in dem zweite Bälle gewonnen und durch improvisierte Kombinationen vor das Tor gebracht werden sollten. Paderborn suchte Zielspieler Srbeny, welcher einen Gegenspieler auf sich ziehen, und den Ball dann direkt in den geöffneten Raum verlängern sollte.
Beide Systeme haben gegensätzliche Schwächen. In Halles Ausrichtung bleiben Torchancen dem Zufall überlassen, den zweiten Ball in einer guten Position gewinnen zu können. Der SCP wiederum hat nur eine Option, nämlich eine Verlängerung, und wird so ausrechenbar.
Entwicklung
Paderborn konnte sein System die gesamte Saison über sehr erfolgsstabil nutzen. So erklärt sich der Einfluss von Dennis Srbeny auf die Paderborner Ergebnisse. Allerdings macht sich der Mangel an Optionen immer mehr zu bemerken, da Gegner besser auf diesen Spielzug vorbereitet sind, und die sich öffnenden Räume schneller schließen.
Prognose
Srbeny wird auch in der anstehenden Partie mehrere Torschüsse und wahrscheinlich auch ein Tor vorbereiten. Genauso häufig wird der Ballbesitz allerdings verloren gehen, zentrale Konter aus dem Mittelfeld sind so möglich.
3. Mannschaftsgeist
In Führung nahm bei Paderborn der Anspruch an das eigene Spiel ab, das Pressing wurde tiefer, die Angriffe früher und häufiger abgebrochen. Zweifelsohne ist dies auch der abnehmenden Fitness zum Spielende geschuldet, dies betrifft aber beide Teams im gleichen Maße und darf daher nicht als Legitimation herhalten.
Entwicklung
In der folgenden Siegesserie in der Hinrunde wurde deutlich, dass die Paderborner Spieler und Trainer aus der Erfahrung ihre Lehren gezogen haben. So wurde der Matchplan im Saisonverlauf ausgewogener, die Intensität wird bereits in der ersten Halbzeit etwas heruntergefahren, damit die Spieler auch in der 90. Minute nicht einbrechen.
Darüber hinaus entwickelte sich eine große Überzeugung vom eigenen Spiel, Zeitverschwendung wird mittlerweile komplett unterlassen, Konter werden auch am Spielende noch durchgezogen. Paderborn lässt sich somit psychologisch kaum in eine Abwärtsspirale drängen.
Prognose
Egal, wie das Spiel läuft, es wird keinen Paderborner Einbruch geben.
Spieltipp
3:1
Ein Kommentar zu „Das Ende vom Anfang“