Am 22. Spieltag traf der SC Paderborn auf den Tabellenletzten aus Erfurt. Nach einer wenig ansehnlichen Stunde gewann das Spiel nicht zuletzt durch einige umstrittene (oder schlichtweg falsche) Schiedsrichterentscheidungen an Brisanz. Letztendlich konnte sich Erfurt durch ein direktes Freistoßtor gegen neun Paderborner durchsetzen.
Mannschaftsaufstellungen

In Anbetracht der kurzen Regenerationszeit zwischen den am Dienstag stattgefundenen Pokalspiel und dem, auf Drängen der Polizei, bereits am Freitag ausgerichteten Meisterschaftsspiel gab es vier Änderungen in der Paderborner Startformation. Zingerle kehrte für ein höchst unglückliches Spiel in die Mannschaft zurück. In der Verteidigung wurden Strohdiek und Herzenbruch durch Fes(s)er und Collins ersetzt. Im Sturm erhielt Tietz den Vorzug vorm zuletzt formschwachen Michel.
Stefan Emmerling, seines Zeichens Ex-Paderborner, nahm lediglich eine Änderung in der Startformation vor, Kapitän Möckel kehrte in die Mannschaft zurück. Interessante Personalien bestehen bei Erfurt in Crnkic, Kaffenberger und Kwame, die aufgrund der Lizenzierungsauflagen nur Amateurverträge (mit einem stattlichen Gehalt von 249,99 €) haben.
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Das Spiel bot wenig Neuerungswert. Paderborn verteidigte im Angriffspressing wie gewohnt intensiv, zog sich in tieferen Lagen in eine kompakte 4-4-2 Staffelung zurück, Tietz ließ bei gegnerischen Abstößen ins Mittelfeld fallen.
Der Spielaufbau gestaltete sich erneut sehr weiträumig, unter Einbeziehung von Torwart Zingerle fächerten die Innenverteidiger und suchten Anspiele auf die einrückenden Flügelspieler. Gleichzeitig rückten die Außenverteidiger auf, um für Kombinationen zur Verfügung zu stehen. Ritter und Wassey bewegten sich vielseitig und weiträumig, dabei aber nicht immer passend.
Bei Ballgewinnen machte sich Erfurt die weit aufgerückte Paderborner Staffelung zu nutze und konterte über die schnellen Flügelspieler Kammlott und Crnkic. Bei diesen Angriffen wurden insbesondere Pässe in die Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidigung gesucht.
In der Defensive zeigte sich Erfurt interessant, da enorm mannorientiert. Die Außenverteidiger spielten sogar eine klare Manndeckung gegen die Paderborner Flügel, was zu Szenen führte, in denen RV Kwame sich weiter links befand als LV Odak. Auch die Außenstürmer suchten ballnah klar den Paderborner Außenverteidiger. Im Mittelfeld gestalteten sich die Zuordnungen flexibler, Optionen wurden allerdings immer von einem Gegenspieler im Rücken gestellt.

Paderborn hatte mit dieser Spielweise große Probleme. Da man sich in den eigenen Kombinationen stark auf die Flügel fokussiert, der Gegner dort aber konstant Manndeckungen herstellt, war das Angriffsspiel weitestgehend gelähmt. Ritter und Wassey versuchten durch Bewegungen auf die jeweilige Seite Abhilfe zu schaffen, verstopften die Zonen so aber noch mehr.
Man konnte dennoch zu Torchancen kommen. Zum einen waren die Manndeckungen nicht durchgehend stabil, Jimmy und Zolinski konnten sich einige Male im Dribbling durchsetzen. Zum anderen rückten auch die Erfurter Innenverteidiger auf den Mann heraus, während die Abwehrkette nicht wirklich als solche agierte und gar nicht versuchte, die geöffneten Räume zu besetzen.
Anspiele in diese Räume wurden durch den hohen Gegnerdruck zwar erschwert, das Bewegungsspiel von Tietz ließ dennoch zu wünschen übrig. Die höhere Dynamik von Michel oder Yeboah hätten einen positiven Einfluss haben können.
Insbesondere fällt auf, wie kurz die Phasen Paderborner Gefahr im Angriffsspiel sind. Nach fast jedem Spielzug muss der Angriff abgebrochen, der Ball in tiefe Zonen zurückgespielt werden, ohne den Gegner weiter zu bedrohen. (Lösungsvorschläge)
Blackout
Während das Spiel ereignislos vor sich hin plätscherte, kam es zu zwei höchst umstrittenen Situationen. Zuerst wurde Jimmy nach der Annahme eines Chipballs im Strafraum zu Fall gebracht, Elfmeter wäre wohl die richtige Entscheidung gewesen.
Direkt im Anschluss spielte Zingerle ohne Druck einen unpräzisen Ball in Richtung Schonlau. Bereits in der Rückwärtsbewegung begriffen, reagierte Crnic schneller als der Paderborner Verteidiger, legte den Ball an Schonlau vorbei und lief in ihn rein. Bibiana Steinhaus wertete diese Aktion als Foul und zeigte folglich die rote Karte.
Die Entscheidung mag der üblichen Auslegung der Regel entsprechen, entspricht meines Erachtens nach aber in keinster Weise Sinn und Geist des Spiels. Es gibt schlichtweg keinen spielerischen Grund, warum ein Stürmer, anstelle den schnellsten Weg zum Ball zu suchen, in einen stehenden Verteidiger hereinlaufen sollte.
Wenn eine aktive Bewegung des Defensiven in den Lauf des Gegners erfolgt, liegt natürlich eine andere Situation vor. Allerdings bewegte sich Schonlau nach dem Vorlegen des Balles in keiner Form auf den Gegner zu, der dafür umso mehr auf ihn.
(Andere Meinungen gerne offen diskutieren)
Wenig später geriet ein Rückpass von Fesser zu kurz. Zingerle konnte Huth nur mit einer Notbremse stoppen. Der zweite Platzverweis war die Folge. Um das Disaster abzurunden, traf Bergmann mit einem absoluten Traumschuss aus dem direkt folgenden Freistoß.
Rote Karten zerstören Spiele. Zwei Rote Karten… verbessern sie ?!
Nach dem zweiten Platzverweis und dem Gegentor sorgte die doppelte Überzhl der Gäste keineswegs für eine dominante Schlussphase. Vielmehr entschlackte die Unterzahl das Paderborner Angriffsspiel. Es gab schlichtweg weniger Spieler, welche sich gegenseitig auf den Füßen standen, die Feldbesetzung wurde somit ausgeglichener. Absurderweise hatte der SCP auch mit 9 Mann mehr Ballbesitz und Torchancen.
Fitness
In der Diskussion des Spiels wurde oftmals auf die angeblich mangelnde Fitness, auf schwere Beine nach dem ach so schweren Pokalspiel gegen den ach so großen FC Bayern hingewiesen. Die Partie, insbesondere die Schlussphase, wiesen diesen Erklärungsansatz als unhaltbar aus. Paderborn ging über die gesamte Dauer das übliche, hohe Tempo und konnte es auch in Unterzahl halten.
(Periodisierung ist nochmal ein ganz anderes Thema, würde den Rahmen dieses Artikels aber sprengen)
Fazit
Der SCP macht gegen erstarkte Erfurter ein durchschnittliches Spiel mit bekannten Schwächen. Fünf verrückte Minuten sorgen letztendlich für eine unnötige Niederlage.
2 Kommentare zu „Red Scare“