Nachdem das Auswärtsspiel in Meppen wegen schlechter Platzverhältnisse ausgefallen war, empfing der SCP in seinem 25. Saisonspiel die Würzburger Kickers.
Der Absteiger fand sich mit einem grunderneuerten Kader nach 14 Spielen auf dem letzten Tabellenplatz wieder und entließ bereits ein Spiel den ehemaligen Paderborner Trainer Stephan Schmidt. Es übernahm Christian Lindner … ähm … Michael Schiele , der die Mannschaft auf die Erfolgsspur zurückführen konnte. Aus den 13 Spielen unter seiner Führung konnte man 26 Punkte holen.
Der SC Paderborn konnte die Kickers über die gesamte Spielzeit dominieren, erspielte sich allerdings zu wenige klare Torchancen. Folgerichtig endete das Spiel torlos 0:0 .
Mannschaftsaufstellungen

Beim SC Paderborn ergaben sich im Vergleich zur Niederlage gegen Erfurt drei Änderungen. Die rotgesperrten Zingerle und Schonlau wurden von Ratajczak und Fesser positionsgetreu ersetzt. Im Sturm sollte Yeboah im Vergleich zu Tietz für mehr Dynamik und Tiefe im Spiel sorgen. Mit diesem Personal formierte man sich in der üblichen 4-1-3-2 Formation.
Würzburg wich ein Stück weit von seiner üblichen 5-3-2 Formation ab, und formierte sich recht klar in einer 5-2-3 Formation.
Pressing Paderborn, Offensivspiel Würzburg
Während der Winterpause verschaffte ich mir einen Überblick über alle Teams der dritten Liga. Diese Beobachtung brachte vor allem die Erkenntnis, dass die Liga sehr langweiligen und gleichförmigen Fußball fabriziert. Einige Mannschaften fielen mir allerdings positiv auf, darunter auch Würzburg.
Insbesondere ihrem Offensivspiel war ich sehr angetan. Die Stürmer zogen Abwehrspieler auf sich, um Lücken für die Achter zu öffnen, die diese mit guten Timing und hoher Dynamik aus der Tiefe anlaufen konnten. Die darauf erfolgenden Schnittstellenpässe wurden gut vorbereitet und ausgewählt, sodass sie zumeist Erfolg hatten.
Wie sich zeigen sollte, war von diesen Qualitäten wenig bis nichts zu sehen. Aber, gehen wir das ganze mal systematisch an.

Würzburg versuchte das Spiel flach zu eröffnen. Dafür schoben die drei zentralen Defensivspieler ungefähr strafraumbreit auseinander un zirkulierten den Ball, bis sich eine Anspielstation nach vorne eröffnete.
Paderborn verteidigte erneut herausragend. Im Angriffspressing befanden sich die vier offensivsten Paderborner Spieler „zwischen“ den Gliedern der Würzburger Fünferkette. Aus dieser Position wurde der jeweils ballführende Spieler bogenförmig von den beiden nächsten Paderbornern angelaufen, wobei die beiden Stürmer tendenziell aggressiver waren. Ritter stellte in der zweiten Reihe Zugriff auf die potenziell offenen Sechser her.
Würzburg kam mit diesem Pressing kaum zurecht und konnte sich nur auf zwei Wegen lösen. Entweder wurde der Rückpass zum Torwart erzwungen, der wiederum, angelaufen von einem der Paderborner Stürmer, nur einen langen Befreiungsschlag spielen konnte. Andernfalls blieb dem Halbverteidiger, von innen unter Druck gesetzt, nur der Weg, sich im Dribbling nach vorne zu lösen. Da der jeweilige Flügelspieler in diesen Szenen das Pressing unterstützte, blieb ebenfalls nur der Befreiungsschlag in der Spitze.
Gerade zu Beginn der Partie formierte man sich dort recht eng aneinander, was vorteilhaft hätte sein können, um zweite Bälle zu gewinnen. Unglücklicherweise kam es zu diesen nicht wirklich. Fesser und Strohdiek gewannen fast alle Kopfballduelle und klärten den Ball weiträumig.
Falls es dennoch gelang, das Spiel in die Paderborner Hälfte zu tragen, so erfolgte dies über recht lineare Spielzüge am Flügel entlang. Würzburg konnte somit einige Flanken aus dem Halbfeld spielen. Diese sind durch ihre lange Flugzeit ohnehin wenig gefährlich, wurden durch die spärliche Besetzung des Strafraums aber gänzlich sinnlos.
Auch die vielen, grundsätzlich vielversprechenden Kontermöglichkeiten wurden zu flügelfokussiert und wenig tororientiert ausgespielt, weswegen sogar Konter in 5vs2 Überzahl (ca. 85. Min) nicht gefährlich wurden.
Allgemein zeigten sich die Kickers zu vorsichtig, um gefährlich zu werden. Im Aufbauspiel hätten sich die Sechser, die sehr einfach in den Deckungsschatten zu stellen waren, aktiver freilaufen müssen. Im Offensivspiel fehlte Bewegung und Tororientiertheit. Gerade die Wingbacks hätten offensiver nachrücken und flexiblere, vor allem diagonale Laufwege, suchen können.
Offensive Probleme
Paderborn befand sich über weite Strecken des Spiels in Ballbesitz. das Aufbauspiel gestaltete sich wie üblich sehr weiträumig, die Innenverteidiger schoben strafraumbreit auseinander, die Außenverteidiger entsprechend deutlich hoch. Im Mittelfeld positionierte sich Krauße tief, während Ritter höher agierte.

Würzburg versuchte sich in einem dem SCP recht ähnlichen Angriffspressing. Die Spieler der ersten Pressingreihe positionierten sich ebenfalls zwischen den Aufbauspielern, waren dabei aber noch aggressiver. So wurde nicht aus einer leicht zurückgezogenen Position angelaufen, sondern eine initiale Position klar zwischen den Verteidigern gewählt. Die beiden Mittelfeldspieler wurden in Manndeckung genommen.
Horizontale Zirkulation konnte somit zwar unterbunden werden, allerdings zielt das Paderborner Aufbauspiel ohnehin eher darauf ab, Vertikalpässe zu ermöglichen. Da quasi keine Deckung dieser Passwege stattfand, war es einfach, die Offensivreihe zu erreichen.

Wann immer Raumgewinn gelang, fiel Würzburg in ein deutlich passiveres Mittelfeldpressing, mit einer klaren Positionierung im 5-4-1 zurück. Die Flügelstürmer bewegten sich auf einer Höhe mit der Doppelsechs, während diese ihre Manndeckungen aufgab.
Gegen diese Staffelung verblieb Krauße hinter dem Stürmer, während Ritter sich flexibel bewegte. Zumeist verblieb er in den Lücken, oder im Rücken des gegnerischen Mittelfelds, um nach Aufdrehen auf die Abwehr dribbeln zu können. Die Abstimmung zwischen den beiden zeigte sich insofern verbessert, als dass Krauße sofort eine höhere Position einnahm, wenn sich Ritter den Ball tief abholte.

Paderborn versuchte weiterhin, entgegenkommende Spieler aus der Offensivreihe zu bedienen, sodass diese sich aufdrehen können. Wie bereits gegen Erfurt wurde dies durch mannorientiertes Herausrücken erschwert. Boeder zeigte zwar gute Ansätze, indem er den durch das Herausrücken des AV geöffneten Raum proaktiv belief. Zolinskis Orientierung wurde durch sein eigenes Blickfeld und die Position des Gegenspielers aber nach innen gelenkt, sodass er den Laufweg nicht wahrnehmen, geschweige denn bespielen konnte.
Im Verlaufe der ersten und verstärkt zu Beginn der zweiten Halbzeit wurden zudem Tiefenläufe der Stürmer hinter die Abwehr forciert, wann immer Krauße oder Ritter Zeit und ein nach vorne gerichtetes Blickfeld hatten. Die Chipbälle, welche zum Bespielen dieser Läufe genutzt, konnten abgefangen werden, da zum einen relativ wenig Raum zwischen Abwehr und Torauslinie zur Verfügung war, zum Anderen aber Torwart Drewes sehr aktiv aus seinem Tor herauskam und die Bälle bereits an der Strafraumkante wegfaustete.
Obwohl man nicht zu zwingenden Chancen kam, konnte man den Gegner zum Ende des Spiels an dessen Strafraum einschnüren. Gegen die engen Staffelungen schlug die große Stunde des Marlon Ritter… oder auch nicht. Ritter holte sich den Ball vor dem gegnerischen Mittelfeld ab und konnte es auch ein ums andere Mal überwinden. Im Zwischenlinienraum angekommen, war er allerdings von drei bis vier Gegnern umgeben, wodurch sich alle Optionen schlossen und der Angriff zum Erliegen kam.
Hybris
Man kann es Ritter sicherlich nicht verdenken, dass er in der dritten Liga lebt, wie Messi in Frankreich, allerdings könnte er von eben diesem noch etwas lernen.
Wenn man die Aufmerksamkeit der Gegner in dieser Zahl auf sich zieht, hat man selbst ein Problem: Raum und Zeit sind verknappt, zum Tor muss nicht nur ein Gegner, sondern gleich mehrere geschlagen werden. Allerdings öffnet sich mit jedem Spieler, der auf Ritter geht, Raum für einen anderen. Raum, der dafür sorgt, dass ein Pass fast immer die beste Option darstellt.
Messi nutzt dies, indem er seine Engendribblings gegen tiefstehende Gegner eher von der Seite kommend einbringt, und somit eine große Zahl an Mitspielern für Pässe im Blick behält. Wenn sich nun ein Gegenspieler auf ihn orientiert, kann er im passenden Moment einen Steilpass auf einen durchstartenden Mitspieler wählen. Gleichzeitig erzeugt das notwendige Verschieben des Gegners eine Dynamik nach innen, die wiederum bespielt werden kann.
Ritter steht diese Option nicht offen, da er frontal in die engste Ballungszone reinläuft, und sich somit ein unvorteilhaftes Blick- und Aktionsfeld für ihn ergibt. Insbesondere fällt es schwierig, Pässe gegen die Dynamik des Gegner zu spielen, da sich dieser nicht wirklich in Bewegung befindet, sondern Ritter erwarten kann.
Natürlich stellt das Verhalten der Teamkollegen eine weitere, nicht zu vernachlässigende, Komponente dar. Bei Paderborn orientieren sich alle Spieler bei ihren Läufen in die Spielfeldmitte, geöffnete Räume auf Außen werden somit (teilweise) vernachlässigt.
(Genaueres zum besten Spieler aller Zeiten gibt es hier)
Umstellungen
In der 78 Minute wurde Phillip Klement für den blass gebliebenen Yeboah eingewechselt. Während Zolinski die vakante Position im Sturm halblinks einnahm, spielte er nominell als rechter Flügel, bewegte sich faktisch aber weit eingerückt im Halbraum.

Insgesamt ergab sich so eine sehr interesssante Offensivstruktur. Auf links blieb Herzenbruch tiefer, während Jimmy allein die Breite besetzte. Zolinski fiel aus seiner Position häufiger zurück, während der ebenfalls eingewechselte Tietz im Sturm zentraler war. Auf der rechten Seite schob Boeder konstant mit in die letzte Reihe.
Die Besetzung des Zentrums mit drei technisch starken Spielern sorgte dafür, dass die Kickers nach Belieben dominiert werden konnten. Gleichzeitig ließen sich durch linksseitige Bewegungen Klements Überladungen herstellen, auf welche Würzburg reagieren musste, indem man das Mittelfeld verschob. Anschließende Spielverlagerungen ermöglichten Krauße relativ unbedrängtes Vorrücken in den rechten Halbraum.
Das grundsätzliche Problem blieb dennoch bestehen: Paderborn zirkulierte zu wenig, um Lücken zu öffnen, lief im Gegenteil zu oft in gegnerische Kompaktheiten rein, ohne Anschlussoptionen zu haben.
(Zuletzt wurde noch Wassey eingewechselt, der es für eine gute Idee hielt, als Sechser links zu überlaufen… wer braucht schließlich ein Mittelfeld?)
Fazit
Paderborn dominiert erneut den Gegner, kommt aber wieder einmal nicht über einen Punkt hinaus. Systematische Fehler und Pech im Torabschluss ergeben einen Spielverlauf, der im Fußball jeden ereilen kann (Grüße nach München^^). Würzburg enttäuscht spielerisch extrem, darf sich aber über einen Punkt freuen.