Im Topspiel der dritten Liga empfing der SC Paderborn am 28. Spieltag den punktgleichen Verfolger aus Magdeburg. Es entwickelte sich ein intensives und abwechslungsreiches Spiel, welches letztendlich verdient mit 1:1 endete.
Mannschaftsaufstellungen
Trainer Steffen Baumgart nahm beim SCP einige unerwartete Änderungen vor. Neben Leon Fesser, der den gelb-rot-gesperrten Kapitän Strohdiek ersetzte, fanden sich auch Tietz, Yeboah und Ritter in der Startelf wieder. Dafür weichen mussten Top-Torschütze Michel, sowie Zolinski und Wassey. Mit diesem veränderten Personal formierte man sich in einer 4-1-2-3-Staffelung, mit der man die Magdeburger Aufbaustaffelung spiegelte.
Jens Härtel stand seinem Kollegen in Puncto Wechselfreudigkeit in nichts nach und stellte ebenfalls auf vier Positionen um. Schäfer, Rother, Hainault und der überragende Pick kamen für Handke, Sowislo, Niemeyer und Erdmann in die Startelf. Die Mannschaft formierte sich in einer 5-2-3/5-3-2-Hybridformation, in welcher Pick zwischen der ersten und zweiten Reihe wechselte.
Magdeburg im Pressing
Der FCM hat eine recht spezielle Defensivstrategie. Während die meisten anderen Teams versuchen, zuerst die direkten Wege nach vorne zu versperren, lässt Magdeburg Vertikalpässe bewusst offen, um mit mehr Spielern den Ballführenden attackieren zu können.
Dabei zeigt sich das Mittelfeld (meistens eine Doppelsechs) ebenfalls sehr engagiert, rückt häufig und weiträumig auf kurze generische Passoptionen heraus. Die geöffneten Räume vor der Abwehr werden dabei erstmal ignoriert, vielmehr vertraut man darauf, dass die körperlich imposante Innenverteidigung es nicht zum Kampf um den zweiten Ball kommen lässt.

Gegen Paderborn wurde diese Strategie etwas angepasst. In Reaktion auf die Qualität der Paderborner, das Spiel flach zu eröffnen, wurden klarere Mannorientierungen hinter den Gegenspielern gesucht. Gerade bei Abstößen zeigte sich der Fokus, alle kurz anspielbaren Paderborner zu decken, sehr deutlich.
Bei diesen orientierte Beck sich auf die linke Seite zu Schonlau, während Türpitz sich auf der anderen Seite zu Fesser bewegte. Pick blieb etwas tiefer und stellte Lukas Boeder zu.
Herzenbruch wurde offen gelassen, konnte aber nur durch einen technisch anspruchsvollen und langsamen Chipball erreicht werden. Wenn dieser dennoch gespielt wurde, konnte er direkt vom rückwärtspressenden Türpitz und voranpreschenden Butzen in die Zange genommen werden.
Im Zentrum verfolgten Rother und Weil die beiden tiefsten Paderborner Spieler, meist Krauße und Klement, in deren zurückfallenden Positionen. Überhaupt zeigte man sich beim SCP etwas besser abgestimmt im Zurückfallen. So bewegten sich Krauße und Klement immer auf verschiedenen vertikalen wie horizontalen Linien, ohne dabei redundante Positionen einzunehmen. Gegen die doppelte Manndeckung war dies zwar wenig hilfreich, aber dennoch schön anzusehen.
Ritter war hinter den beiden Sechsern ebenfalls meist ungedeckt, konnte aber nach hohem Anspiel, ebenso wie Herzenbruch von zwei Seiten unter Druck gesetzt werden. Gerade das Bedrängen des von hinten kommenden Schiller machte Ritter, der lieber mit dem Gesicht als mit dem Rücken zum Tor spielt, zu schaffen. Er ließ sich in der Folge ebenfalls tiefer fallen, bewegte sich dabei aber unpassend zu oft im Rücken der eigenen oder gegnerischen Mittelfeldspieler.
Das tiefe Fallen von Ritter hatte ein weiteres Problem zu Folge. Die langen Bälle, die Torwart Zingerle in Ermangelung sicherer kurzer Optionen wählte, konnten von Tietz nicht festgemacht werden, da er im direkten Duell gegen Hainault überraschend klar unterlegen war.
Die Chance auf zweite Bälle, die in Anbetracht des riesigen Raums vor der Magdeburger Abwehr ein nützliches Mittel hätten darstellen können, wurde durch die tiefe Position von Ritter weitestgehend zunichte gemacht. Auch die Flügelspieler waren in diesen Situationen breit postiert und hatten somit keine Möglichkeit, erfolgreich zu attackieren.
Im Gegenteil konnte Magdeburg nach Ballgewinnen die gestreckte Paderborner Staffelung für schnelle Konter ausnutzen. Gerade die Halbräume waren offen und ermöglichten den leicht einrückenden Außenverteidigern einen einfachen Ballvortrag.
Wie oben beschrieben, konnte sich Paderborn nur sehr schwerlich aus dem hohen Angriffspressing Magdeburgs lösen. Wenn dies dennoch gelang, dann zumeist über die Außenverteidiger. Falls einer der beiden den Ball hatte, zeigte Magdeburg (so wie Münster) ein vernünftiges Defensivverhalten. So stellten die Mittelfeldspieler den diagonalen Weg ins Zentrum zu, während der ballnahe Wingback linear presste.
Das Magdeburger Mittelfeldpressing setzte im wesentlichen die Mannorientierungen aus den höheren Phasen fort. Besonderes Augenmerk lag auf zwei Punkten: Zum Einen wurde das Pressing in den Außenzonen extrem intensiviert, während die ballferne Seite, und sogar das Zentrum geöffnet wurden. Zum Anderen bildete man eine Pressingfalle gegen Sechser Krauße, indem die ballfernen Angreifer ihre Mannorientierungen aufgaben und etwas einrückten.

Im tiefen Abwehrpressing formierte man sich in einer immer noch relativ breit gestreckten 5-3-2, oder 5-4-1-Struktur, die in der Vertikale sehr kompakt war. Paderborn hätte dagegen Dominanz etablieren können, die Spieler positionierten sich allerdings zu sehr auf einer Linie innerhalb des gegnerischen Blocks, als dass man den Ball hätte zirkulieren können.
Im späteren Verlauf der ersten und verstärkt in der zweiten Halbzeit ließ Ritter sich etwas tiefer fallen, wodurch die Struktur eine bessere Zirkulation erlaubt hätte. Allerdings ignorierte Paderborn die einfachen horizontalen Optionen ein ums andere Mal und lief lieber frontal in die gegnerische Ketten.
(genaueres zu den Problemen im Paderborner Offensivspiel kann man hier hören)
Offensive Magdeburg
Magdeburg agierte im eigenen Offensivspiel mit einem starken Fokus auf lange Bälle über das erneut gut eingestellte Paderborner Pressing. Letzteres gestaltete sich nicht übermäßig interessant, da die 3-2 Staffelung des Magdeburger Aufbaus durch die 2-3-Struktur der Paderborner simpel gespiegelt wurde. Aus der Tiefe kommend waren die Zuordnungen und Abläufe somit klar an den direkten Gegenspielern orientiert.

Magdeburgs Offensivreihe hingegen bewegte sich sehr interessant. Während des Paderborner Angriffspressings bildeten Pick, Türpitz und Beck ein enges Dreieck. Die langen Bälle aus der Abwehr sollten Beck an dessen Spitze finden, der die Bälle wiederum in die Schnittstellen zwischen der Paderborner Innen- und Außenverteidigung verlängert.
Dieses Mittel wurde dadurch begünstigt, dass beide Paderborner Innenverteidiger in die Mitte schieben mussten, um Beck zu bedrängen, während die Außenverteidiger sich zuvor auf die sehr breiten Magdeburger Flügelläufer orientierten und somit weiter außen standen.

Falls diese Verlängerung nicht möglich war, bestand durch die enge Staffelung und durch die frühzeitig abgebrochenen Tiefenläufe eine gute Ausgangslage für den Kampf um zweite Bälle. Wenn diese gewonnen werden konnten, waren die Flügelläufer in Anbetracht des notwendigen Vorwärtspressing der Paderborner Außenverteidiger meist offen und konnten in die Tiefe geschickt werden.
Etwas anders gestaltete sich die Situation, wenn Paderborn bereits in ein Mittelfeldpressing zurückgedrängt werden konnte. Beck bewegte sich dann selbst in die ballferne Schnittstelle zwischen Innen- und Außenverteidigung, um sowohl einen besseren Ablagenwinkel, als auch eine weniger verdichtete Position als den zentralen Sechserraum zu haben.

In Reaktion auf dieses Verhalten fiel Krauße, insofern das Anspiel absehbar war (also vor allem bei Freistößen aus der Magdeburger Hälfte) in die Lücke der Paderborner Viererkette, während der Sechserraum von Klement und Ritter besetzt wurde.
Hier entstand ein weiteres Problem, eine weitere Schwierigkeit: Zum Einen waren die Flügelspieler verhältnismäßig passiv in der Rückwärtsbewegung, wodurch sich in den Halbräumen und auf der Außenbahn Räume, in die Beck ablegen konnte, öffneten.
Zum Anderen hielt Ritter es für eine gute Idee, sich weiter diagonal nach vorne abzusetzen, um auf Ballgewinn und Konter zu zocken, anstelle dabei mitzuhelfen, den Ball überhaupt erstmal zu gewinnen.
Zuletzt: liebe Magdeburger, wo habt ihr eigentlich Pick her?
Verlauf und Fazit
Im Verlauf des Spiels schaffte es der SCP, mehr Kontrolle auszuüben, während Magdeburg etwas die Kraft und somit die Intensität im Pressing abhanden ging. Die beiden Tore fielen entsprechend in einem symbolischen Zeitraum, indem die Spielkontrolle zu Paderborner Gunsten kippte.
Beide Teams hatten genug Chancen, um das Spiel für sich zu entscheiden, letztendlich einigte man sich aber auf ein Unentschieden. Ein Ergebnis, mit dem beide leben können, aber niemand so wirklich glücklich wird. In den kommenden Wochen müssen für SCP und FCM wieder mehr Punkte herausspringen, wenn es mit dem Wiedersehen in der zweiten Liga klappen soll.