Am 12. Mai stand in der ausverkauften Benteler Arena das vorgezogene Aufstiegsendspiel an. Eine Partie zwischen Vereinen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der einen Seite der SC Paderborn, der sich als Aufsteiger nach einer starken Hinrunde nochmals steigern konnte, zur besten Rückrundenmannschaft avancierte und sich in die Pole Position für den zweiten Platz bringen konnte.
Auf der anderen Seite der HSV, der gefallene Dino, einer der größten Traditionsvereine des deutschen Fußballs aus der zweitgrößten Stadt des Landes, für den diese Saison in der zweiten Liga nur eine Ausnahme, der Aufstieg eine Formalität darstellen sollte. Doch der HSV stürzte nach einer stabilen Hinrunde ein, gewann außerhalb des Pokals nur vier von 16 Spielen, platzierte sich auf dem (für den HSV altbekannten) Relegationsplatz der Rückrundentabelle und verstrickte sich in Streitigkeiten. Kapitän Holtby weigerte sich, als Reservist nach Berlin zu fahren und wurde prompt suspendiert, mehreren Spielern wurde bereits vor Wochen mitgeteilt, dass nicht mehr mit ihnen geplant würde und auch Trainer Wolf coacht nur auf geliehene Zeit.
Doch Provinz und Metropole, Positiv- und Negativentwicklung, Ruhe und Chaos, Traditionsverein und… SCP, stellen bei weitem noch nicht alle Unterschiede dar. Auch fußballerisch agiert man grundverschieden. Hamburg aus der defensiven Ordnung der zweitbesten Defensive der Liga und der SC Paderborn von der zweitbesten Offensive nach vorne gezogen. Auch taktisch gibt es massive Unterschiede. Allen voran lassen sich diese in den Veränderungen der taktischen Ausrichtung ablesen. Während Paderborn seinem wenig innovativen System fast schon ignorant entgegen jedem Widerstand treu bleibt, ändert Hannes Wolf ständig Aufstellung, Ausrichtung und Spielerrollen.
Diese Wechsel machen den HSV unberechenbar, auch für die eigene Mannschaft. Dass dieses Vorgehen trotz allem Misserfolgs der Rückrunde auch seine Berechtigung haben kann, zeigt sich insbesondere in den beiden bisherigen Hamburger Siegen gegen Paderborn. Gegen eine Mannschaft, die immer das gleiche macht, lassen sich effektivere Mitte finden als gegen Gegner, die taktisch improvisieren. In der Hinrunde dominierte der HSV über eingerückte Außenverteidiger, im Pokal über Steil-Klatsch und Pressingresistenz auf der Außenbahn.
Und diesmal? Gar nicht.
Mannschaftsaufstellungen
Auf Paderborner Seite gab es lediglich zwei Wechsel. Während der Startelfeinsatz Michels nach den schwachen Leistungen seiner Vertreter erwartbar war, überraschte der Einsatz Gjasulas doch sehr. Im Laufe der Rückrunde hatte Vasiliadis sich neben Klement zum Schlüsselspieler im zentralen Mittelfeld entwickelt, nur um in diesem so wichtigen Spiel in die Spitze geschoben zu werden.
Bei genauerem Blick sind die Gründe für den Einsatz Gjasulas natürlich klar. Einer Hamburger Mannschaft, die recht unabhängig von der genauen Ausrichtung immer einen Fokus auf Lasogga hat, der mit hohen Schlägen wie auch mit abzulegenden Vertikalpässen gesucht wird, sollte ein körperlich robuster Arbeiter im Zentrum entgegengestellt werden. Dass diese Denkweise erfolgreich war, ist unbestritten, allerdings habe ich das Gefühl, dass durch den übertriebenen Fokus auf sein Defensivspiel der wahre Wert unterschätzt wird.
Natürlich hat Gjasula weder den Offensivdrang noch die Qualitäten als kleinräumiger Nadelspieler, die Vasiliadis auf der Sechs einbringen kann. Was er dafür bietet, ist Balance. Durch seine tiefere Ausrichtung schafft er Absicherung vor der Abwehr und erlaubt Klement so, höher zu agieren. Darüber hinaus weiß er, seine Statur auch mit dem Ball gewinnbringend einzubringen, um den Ball abzuschirmen, zu sichern und sich damit mehr Zeit für sein konservatives, aber rationales Passspiel zu verschaffen.
Problematisch ist die Rolle Gjasulas eigentlich nur dann, wenn er dazu verleitet wird, so zu spielen wie die anderen. In vergangenen Partien übertrieb er es, anscheinend aus dem Gefühl den Wert beweisen zu müssen, der ihm teilweise verkannt wird, häufig mit seinen Offensivläufen, gab die Absicherung auf und destabilisierte damit das gesamte Paderborner Spiel.
Auf Hamburger Seite wurde im Vergleich zur Niederlage gegen Ingolstadt ganze fünf Mal getauscht. Insbesondere die Ausfälle von Pollersbeck und Mangala wogen dabei schwer, während Hwang aus mir unerfindlichen Gründen nicht im Kader stand. Hamburg agierte aus einer 5-2-1-2-Formation, deren Rollen sich erstaunlich klassisch darstellten.
Vor Tom Mickel, der bei gewissen Limitationen mit dem Ball am Fuß sehr stark darin war mit dem Fuß an den Ball zu kommen, positionierte sich halblinks der im Aufbauspiel stärkste und auch defensiv einzig wirklich stabile Innenverteidiger. Zentral wurde Lacroix aufgeboten, der zeigte, wie untalentiert man es als 1,97m-großer Spieler zum Profi schaffen kann. In keiner Situation schaffte er den Rhythmus der dribbelnden Gegner aufzunehmen oder deren Bewegungen zu antizipieren. Gelegentlich konnte er seine langen Beine in den Weg bekommen, meist aber stolperte er an Ball und Gegner vorbei. Halbrechts in der Dreierkette findet sich beim HSV der junge Schotte Bates im Aufbauspiel die größte Schwachstelle Hamburgs darstellt, in dieser Partie aber auch defensiv nur kaum das richtige Maß zwischen Herausrücken und Absichern, Aufnehmen breiter Laufwege und der Absicherung des Zentrums fand.
Dass Bates unglücklich wirkte, hatte im besonderen Maße auch mit der Besetzung der Flügelverteidigerposition vor ihm zu tun. Mit Khaled Narey postierte sich dort ein Flügelspieler mit enormen Offensivdrang sehr hoch, was wiederum Räume im Umschalten ließ. Auf der linken Seite agierte Sakai etwas tiefer, in Angriffen eher einleitend als abschließend, insgesamt aber erstaunlich fehleranfällig. Auch wenn er diese Position gewohnt ist, sind die Passwinkel für einen Rechtsfuß vom tiefen linken Flügel sehr suboptimal.
Die Doppelsechs bestehend aus Janjicic und Jung zeigte sich über weite Phasen als unauffällig. Jung konnte zwar gelegentlich, hauptsächlich aber bei Einwürfen seine Läufe hinter die Abwehr einbringen, während auch Janjicic erst im Laufe der zweiten Hälfte, Ansätze seiner tief spielmachenden Fähigkeiten aufblitzen lassen konnte. Defensiv blieben beide währenddessen indisponiert, da in ihren Räumen vor der Abwehr zu passiv und zu häufig im verfolgen tiefer Paderborner Läufe eingebunden.
In der Spitze agierte Lasogga, über den man wohl nichts sagen muss, halbrechts als Zielspieler, Ablagengeber und ständig lauernder Verwerter. Neben ihm aber agierte Jatta ebenfalls in einer analog eingerückten ebenfalls auf Ablagen fokussierten, wenngleich um Bewegungen auf den Flügel erweiterten Rolle. Auch wenn er diese gut ausfüllte, ist dieses Aufgabenprofil eine Verschwendung seiner Fähigkeiten. Jatta ist, bei seiner Statur und seiner generell schwach wirkenden Koordination vielleicht überraschend, ein unheimlich effektiver Flügelspieler. Mit ständig variierenden Schrittlängen, die wie eine Körpertäuschungen wirken können, mit ungewöhnlicher Entscheidungsfindung und nicht zuletzt, seiner überragenden Athletik ist er ein Spieler, den man so oft wie möglich in Dribblingsituationen am Flügel bringen sollte… Oder aber als Ablagengeber im Zentrum spielen lässt.
Hinter den beiden Stürmern findet sich der vielleicht beste Spieler dieser Liga wieder (wobei Klement und Drexler sicherlich ein Wort mitzureden hätten). Douglas Santos, als Außenverteidiger aufgewachsen agiert unter Wolf zusehends in offensiven Freirollen. Aus diesen kann er seine Schnittstellenpässe ebenso einbringen wie sein verbindendes Bewegungsspiel und seine schnellen Reaktionen beim Ballverlust. Es ist dennoch fragwürdig, ob man einen solchen Spieler in einer so hohen Position einsetzen sollte, wo er nur wenig Kontrolle über den Spielaufbau hat und, wenn dieser schlecht läuft, nur kaum an den Ball kommt. Immer wenn Santos am Ball war, wurde es gefährlich, durch seine Position war dies aber sehr selten.
Sacrosantos
Nachdem viele Zusammenhänge sich bereits über die Spielerprofile erschließen dürften, können wir die taktischen Konstellationen im Hamburger Ballbesitz eben vollständig benennen.
Hamburg agierte im Spielaufbau aus einer 3-2-3-2-Formation, die Verteidiger schoben etwas auseinander, die Außenverteidiger hoch, Narey an die letzte Linie, Sakai grundsätzlich, im tiefen Spielaufbau nur knapp höher als die zentral agierende Doppelsechs. Santos wich auf Höhe der Paderborner Sechser häufig leicht ballnah aus, gesucht wurden allerdings die tiefen Pässe auf Lasogga und Jatta, die sich jeweils eng in den äußeren Schnittstellen der Paderborner Kette postierten.

Im Pressing variierte Paderborn im Wesentlichen zwischen zwei verschiedenen Rhythmen. Phasenweise, insbesondere im Herausrücken bei Hamburger Rückpässen wurde die Hamburger Dreierkette über die beiden Stürmer und den häufiger hervorschiebenden Pröger mannorientiert abgedeckt, während Gjasula und Klement auf die Hamburger Doppelsechs mannorientiert vorschoben. Diese Staffelungen waren meist nur von kurzer Dauer, da Mickel, falls alle kurzen Anspielstationen gedeckt waren, durchgehend zum langen Ball auf Lasogga griff. Gewissermaßen war es auch sinnvoll, in diesen Momenten Bälle über das Herausrückende Paderborner Mittelfeld zu spielen, allerdings sind hohe Bälle recht lange unterwegs, wodurch Klement und Gjasula vor die Kette zurückkommen konnten.

In den Ablagen Lasoggas war es teilweise Santos, der den Ball erhielt, insbesondere bei sehr weiten Schlägen konnte er häufiger etwas Raum vor der Kette nutzen, und Steilpässe hinter die Kette suchte. An dieser Stelle kam es zu einigen Laufduellen am Flügel, welche Hamburg insbesondere zu ihrer größten offensiven Waffe, Eckbällen nutzen konnte. Häufiger kam es nach Ablagen zum Kampf um zweite Bälle im zentralen Mittelfeld, den Gjasula mit seiner unbedarften Aggressivität, Klement mit seinen kleinräumigen Auflösungen und Michel sowie vor allem Vasiliadis im Rückwärtspressing recht erfolgreich bestreiten konnten.
Generell agierte Paderborn etwas vorsichtiger im hohen Mittelfeldpressing. In diesem konzentrierten die Stürmer sich zunächst auf die Abdeckung des Sechserraums, während die Halbverteidiger von den Flügelstürmern attackiert wurden. Insbesondere war es hier Bates, der zunächst freigelassen wurde, während van Drongelen früher gestellt wurde. Durch dieses Anlaufen konnte man den Ball von der spielstärkeren linken Hamburger Seite (wo auch Dräger weiter auf Sakai herausschieben musste, während Jung früh den Raum hinter dem Paderborner Außenverteidiger attackierte) fernhalten und die Kompaktheit auf der linken Abwehrseite durch die tiefere, eingerückte Position Jimmys zur Abdeckung des Vertikalpasses auf Lasogga erhöhen.
Paderborn agierte insgesamt sehr passend und vor allem weniger wild. Während Paderborn in anderen, gerade gegen Dreierketten häufig zu starken Fokus auf die erste Linie legte, wo sich die Stürmer zwischen den Innenverteidiger postierten, wurde die Hierarchie der Abdeckung des Zentrums hier besser eingehalten. Auch das ballferne Einrücken der Flügelspieler zeigte sich insbesondere in Phasen des Mittelfeldpressings als verbessert.
Hamburg druckste gleichzeitig lange nur rum, ohne verschiedene Wege im Spielaufbau zu wählen. Die Sechser wurden nur vereinzelt fokussiert freigespielt, die Übergänge auf den Flügel waren häufig vorhersehbar, die Anschlussaktionen unabgestimmt, das Positionsspiel, gerade in der Unterstützung am Flügel zu unausgewogen, um Spielkontrolle zu etablieren. Es waren häufig lange Bälle, und improvisierte, halbhohe Weiterleitungen von Sakai auf dem tiefen linken Flügel die Spielfortschritt, vereinzelt inverse Dribblings von Jatta und wenige Momente Santos‘, die Hamburg zu Chancen brachten.
Erst in der zweiten Hälfte stellte Hamburg nennenswert um. Bates verließ den Platz und wurde von Hunt ersetzt, der sich im zentralen Mittelfeld, meist halbrechts einfand. Santos schob dafür eine Position tiefer, agierte im Ballbesitz aber vor allem in der linken Halbspur. Der direkte Zugang in diese Räume neben der Paderborner Doppelsechs fiel durch die passend eingerückten Positionen der Flügel, durch die höheren Positionen der Doppelspitze, die nur noch einen Sechser abdecken musste, schwer.

Auch Janjicic zeigte sich im Verlauf der zweiten Hälfte, als die Paderborner Flügelspieler grundsätzlich tiefer blieben, als blass im linienbrechenden Passspiel. Flacher Fortschritt durchs Zentrum gelang insbesondere dann, wenn Hunt und Santos aus tiefen Zonen gemeinsam kleinräumig kombinierten, das Paderborner Mittelfeld anlockten, bevor sie den Durchbruch suchten.
Die Einwechslung von Arp half dem Hamburger Spiel kurzzeitig, da der junge Stürmer am rechten Flügel ballfordernd und mit vielen Dribblings, durchaus antreibend wirkte. Die Einwechslung von Wintzheimer sorgte zuletzt für einen verstärkten Fokus auf lange Bälle auf die linke Seite, blieb letztendlich aber vor allem insofern effektiv, als dass die Paderborner Konter vereinfacht wurden.
Überhaupt resultierten die Konter aus einem Punkt, der weniger greifbar als konkrete positionelle Konstellationen sind. Der Rhythmus im Hamburger Aufbauspiel fehlte komplett. Die Innenverteidiger spielten in den Druck hinein, ohne eine Möglichkeit zu bieten, diesen aufzulösen, Janjicic agierte zu tief und fehlte als Anspielstation im Zentrum, sodass häufig nur eine Option blieb, die Paderborn antizipieren konnte. Darüber hinaus wurden einige dämlich riskante Pässe, vor dem zweiten Treffer ein Diagonaler Rückpass aus dem linken Halbraum ins Zentrum, gespielt.
Die Abläufe der Paderborner Konter waren im Detail stets verschieden, grundsätzlich gelang in der zweiten Hälfte aber häufig der Ballgewinn in der durch Sakai und Santos entstehenden Hamburger Linkslastigkeit, bevor man den Konter über den linken Halbraum auf den breiten linken Flügel trug. Dort hatte Jimmy viele Freiräume, da Narey zunächst hoch agierte und später sehr langsam zurückkam, während Bates und später Jung in einer negativen Dynamik lediglich stellten. Zwei Tore, eine sehr gute Chance und zwei Flanken auf Kopfballgott Klement waren die Folge.

Natürlich gab es auch noch Hamburger Ecken. Das Tor fiel aus einer solchen, mehrere gute Chancen waren direkte Folgen. Die Taktik war dabei ganz einfach. Hamburg stellte all seine Hünen an den kurzen Pfosten, während Jatta Zingerle im Zentrum blockte. Über kleinere Laufwege sollte Dynamik aufgebaut werden, im Wesentlichen musste aber nur jemand höher springen, um aufs Tor zu köpfen
Aller guten Dinge sind drei
Während die Hamburger sich entsprechend des Musters dieser Saison offensiv nicht wirklich mit Ruhm bekleckerten, agierten sie im Pressing sehr stark. Wie bereits im Pokalspiel agierte der HSV aus einer 3-4-1-2-Grundordnung im Angriffspressing.

Bei Abstößen positionierten sich die Stürmer Jatta und Lasogga unmittelbar vor dem Paderborner Strafraum in der Halbspur. Hinter ihnen positionierte sich Santos zentral, wenngleich er seine Positionierung etwas stärker an Klements Bewegungen orientierte und Gjasula potenziell öffnete. Die Flügelverteidiger schoben währenddessen hoch, anfangs knapp vor die eigenen Sechser, später fast auf eine Höhe mit Santos. Das Pressing wurde durch einen Pass auf den Innenverteidiger eingeleitet, woraufhin der ballnahe Stürmer in einem leichten inneren Bogen, unter Abdeckung des Torwarts anlief. Gleichzeitig schob der ballnahe Wingback bereits früh in Orientierung auf den Paderborner Außenverteidiger hoch.

Wenn dieser angespielt wurde, wurden enge Mannorientierungen aufgenommen. Santos blieb am ballnah ausweichenden Sechser, der ballnahe Stürmer am Innenverteidiger und der ballferne, je nach Situation (und Spieler, Jatta agierte allgemein etwas höher) zentral zwischen Torwart und ballfernem Sechser. Die Doppelsechs orientierte sich vor allem im Aufnehmen eventueller Tiefenläufe in die Schnittstelle neben den breit verfolgenden ballnahen Halbverteidiger.

Der Zielraum ist an dieser Stelle sofort leicht zu erkennen. Paderborn versuchte seine Angriffe in den Raum hinter den ballnahen Halbverteidiger zu entwickeln, der sich im Pressing am ballnahen Flügelspieler orientierte. Zunächst einmal positionierten sich beide Paderborner Außenverteidiger zunächst tief, um die Pressingwege für die Hamburger Wingbacks zu verlängern und mehr Zeit für Pässe den Flügel entlang zu erhalten.
Danach spielten die Innenverteidiger trotz des bogenförmigen Anlaufens häufiger zurück auf Zingerle, der wiederum verlagern konnte. Mit jeder Verlagerung stieg das Potential für geringere Präzision, insbesondere konnte Santos nach schrittweiser Verlagerung von Schonlau zu Collins die breite Position Gjasulas nicht aufnehmen.

Darüber hinaus gelang es den Innenverteidigern situativ, wenn die Stürmer nach einer Verlagerung aus engerer Position pressten, einen Sechser vertikal zu finden. Durch ein solches Anspiel wurde der ballnahe Wingback angezogen, was nach Pass auf den Außenverteidiger den Zugriff herauszögerte. In Kombination konnten sich Collins und Jimmy, der von Bates verfolgt weit zurückfiel, einige Male am Flügel lösen.
Natürlich agierte Paderborn nicht durchgehend flach. Wenn Bates zur Verfolgung Jimmys ansetzte, reagierten die Aufbauspieler häufig mit langen Bällen in dessen Rücken. Michel spekulierte auf diese Bälle und bewegte sich daher früh steil. Verfolgt wurde er dabei von Janjicic als ballnahem Sechser, was wiederum Hamburgs Präsenz im zentralen Mittelfeld für unsauber geklärte Bälle reduzierte.
Ein gravierenderes Problem im Hamburger Spiel war allerdings anders gelagert. In Fällen statischeren tiefen Verteidigens, welche insbesondere nach Freistößen oder Einwürfen in der Hamburger Hälfte auftraten, positionierten sich beide Sechser eng aneinander und vor der entstehenden Fünferkette. Während die Flügelverteidigung vom unterstützenden Stürmer, dem hervorschiebenden ballnahen Außenverteidiger und Santos, der sich in solchen statischen Situationen ballnah bewegte, übernommen wurde, hielten sich beide stets gemeinsam in der ballnahen Halbbahn.

Wenn es Paderborn nun aber gelang, in den von den beiden abgedeckten Raum zu spielen, beispielsweise fielen Michel und Vasiliadis hierhin zurück, stellten Janjicic und Jung keinen Druck her. Anstatt den Gegner direkt vor der eigenen Kette aggressiv zu attackieren, wurde ihm Zeit gelassen. Die Zeit konnte dann dazu genutzt werden, Verlagerungen in den ballfernen Halbraum, die Zone neben den beiden Sechsern, ferner neben dem gesamten offensiven Block zu spielen. Da auch der ballferne Innenverteidiger nicht herausrückte, sondern in der Kette blieb, konnte Klement, der fokussiert in diese Zone vorstieß, unbedrängt auf die Abwehr zuspazieren.
Doch die Überpassivität, welche sich vor allem auf der linken Seite zeigte, war immer noch weithin sinnvoller als die Passivität auf der rechten Hamburger Abwehrseite. Wie zuvor bereits für Konter angedeutet kam Narey auch nach hohen Pressingaktionen eher langsam zurück. Während Pröger noch einen direkten Gegenspieler in Sakai hatte, wurden Bates und später Jung auf dem anderen Flügel in ein Dilemma gezwungen, sollten die Klement stellen und Jimmy komplett offen lassen oder tiefer bleiben und Paderborn bis vor den eigenen Strafraum vorrücken lassen. Letztendlich war es egal. Jimmy erhielt den Ball häufig spät, neben dem Sechszehner und konnte seinen Gegenspieler dennoch aussteigen lassen. Jimmy gelangte in spitzen Winkeln zu Abschlüssen und versenkte diese trotzdem.
Am Ende war es, und wie skurril fühlt es sich an, das zu sagen, auch die höhere individuelle Qualität, die Paderborn zum Sieg brachte.
Fazit
Hannes Wolf wählte eine gewohnt ungewöhnliche Aufstellung für seine hochtalentierte Mannschaft. Das gute Paderborner Pressing hielt den Spielaufbau in Schach, bevor die schlechte Staffelung im Ballverlust das Schiff zum Sinken brachte. Trotz einiger Umstellungen ließ der HSV weiterhin Chancen zu und blieb unter Ausnahme seiner Ecken lange blass. Umstellungen in Rückstand der Schlussphase sorgten letztendlich für nur wenig Belebung, dafür aber einfache Paderborner Konter.
Hamburg verliert das Topspiel und damit auch die Chance auf den Aufstieg verdient. Der SCP hat es hingegen zum Schluss einer überragenden Saison selbst in der Hand aufzusteigen. Am 34., letzten Spieltag kann man zu Gast in Dresden den letzten wichtigsten Schritt gehen.
Ein Kommentar zu „Aller guten Dinge“